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374 Route 18.NAZARETH. Geschichte.

Ein englischer Arzt Dr. Vartan wohnt hier. Herr Huber von der
protest. Gemeinde ertheilt seinen deutschen Landsleuten gerne Auskunft
und Rath.

Historisches. Es ist versucht worden, den Namen der Stadt von dem
hebr. näsär Spross (Jes. 11, 1) abzuleiten; im Mittelalter wurde diese
Deutung mystisch verwendet. Andere Ableitungen sind ebenso unsicher
wie diese. Im alten Testament wird die Stadt nicht erwähnt. Zur Zeit
Jesu war sie eine unbedeutende Ortschaft Galilaea’s (Joh. 1, 47). Die
Benennung Nazarener ging von Jesu spottweise auch auf seine Jünger
über (Matth. 2, 23; Apostelg. 24, 5) und hat sich bis heute im Orient
erhalten, da die orientalischen Christen sich selber heute nasâra (Sing.
nasrâni) nennen. Auch der Ortsname hat sich in der Form en-Nâsira
bis heute erhalten. Erst von Eusebius und Hieronymus wird der Ort
wieder genannt. Bis zu Constantin’s Zeiten wohnten nur Juden (Sama-
ritaner
) in Nazareth. Gegen das Jahr 600 stand dort eine grosse Basilica,
doch war noch kein Bisthum gegründet. Durch die muslimische Eroberung
sank Nazareth zu einem Dorf herab. Im Jahre 970 wurde es von dem
griechischen Kaiser Zimisces erobert. Noch vor der fränkischen Er-
oberung
wurde es von den Arabern zerstört. Im Jahre 1109 erhielt
Tancred Galilaea als Lehen; die Kreuzfahrer bauten später hier Kirchen
und verlegten das Bisthum von Scythopolis hierher. Doch auch unter
den Christen brachen von Zeit zu Zeit Streitigkeiten aus. Nach der
Schlacht bei Hattîn nahm Saladin (Juli 1187) auch Nazareth ein. Nazareth
wurde seit dem Mittelalter häufig von Pilgern besucht, doch meistens
von ʿAkka aus, da der Weg von Jerusalem über Nâbulus zu gefährlich
war. Kaiser Friedrich II. baute Nazareth 1229 wieder auf; 1250 kam
Ludwig IX. von Frankreich hierher. Als aber die Franken Palästina für
immer räumen mussten, verlor Nazareth viel von seiner Bedeutung und
wurde in den folgenden Zeiten selten besucht. Nach der Eroberung Pa-
lästina’s
durch die Türken 1517 mussten die Christen den Ort verlassen.
Erst seit dem Jahre 1620, da die Franciscaner mit Hilfe des grossen
Drusenhäuptlings Fachreddîn (S. 458) in Nazareth einzogen, hat sich die
Ortschaft wieder gehoben, obschon sie während des 17. Jahrh. immer noch
ein elendes Dorf blieb, das unter den Streitigkeiten der arabischen Häupt-
linge
und den Raubanfällen der Beduinen oft zu leiden hatte. Erst der ara-
bische
Schêch Zâhir el-ʿOmar (S. 370) brachte um die Mitte des 18. Jahrh.
Nazareth wieder empor. Bei Nazareth campirten 1799 die Franzosen;
nach ihrem Abzuge wollte Djezzâr Pascha alle Christen in seinem
Gebiet umbringen lassen, wurde aber durch die Drohungen des engl.
Admirals Sidney Smith davon abgehalten; jedoch bedrückte Djezzâr die
Christen sehr.

Das heutige en-Nâsira liegt in einer Thalmulde am südlichen
Abhang des Djebel es-Sîch an der Stelle des alten Nazareth. Der
Anblick des Städtchens, besonders im Frühjahr, wenn die blendend
weissen Mauern aus der grünen Umgebung von Cactushecken, Feigen-
und Oelbäumen hervorglänzen, ist sehr freundlich. Die Einwohner-
zahl
wird verschieden angegeben. Die türk. Beamten behaupten,
es habe 10,000 Seelen; andere sprechen von 56000, nämlich
2000 Muslimen, 2500 orthodoxen Griechen, 180 unirten Griechen,
800 Lateinern, 80 Maroniten, 100 Protestanten. Die christliche
Bevölkerung von Nazareth ist im Zunehmen begriffen. Von den
lateinischen Christen verstehen manche etwas italienisch. Die mei-
sten
Einwohner beschäftigen sich mit Acker- und Gartenbau und
Viehzucht, einige treiben auch Gewerbe und Handel mit Baumwolle
und Getreide. In der Kleidung und ihrem ganzen Aeusseren
haben die Nazarener viel Eigenthümliches bewahrt, was an Fest-
tagen
besonders hervortritt. An Hochzeiten tragen die Weiber ge-

NAZARETH
(EN-NASÎRA).
Nach Tobler, mit Ergänzungen
von Huber.
1. Casanova des latein. Klosters
2. Kirche der Verkündigung
3. Protestant. Kirche
4. Protestant. Pfarrhaus
5. Protestant. Missionsschule
6. Haus des protestant. Missionar’s
Huber

7. Klösterlein der französ. Schwestern
8. sogen. Mensa Christi
9. Haus des Mufti
10. Haus des türk. Stadthalters
11. Moschee
12. Hospital Dr. Vartan’s